Ursachen des "Trockenen Auges"
Bildschirmarbeit (Office-Eye-Syndrome)
Häufige und lang andauernde Tätigkeiten vor dem Computer-Bildschirm sind Schwerstarbeit für unsere Augen: Der Lidschlag sinkt auf etwa 4 – 5 mal pro Minute. Dadurch kann es zu einer unregelmäßigen Befeuchtung der Horn- und Bindehaut kommen. Hinzu kommt, dass in vielen Büros die Monitore ungünstig stehen und sich störende Reflexe auf der Mattscheibe bilden. Zusätzlich sorgen die Klimaanlagen für ein zu trockenes Raumklima. Zusammengenommen kann dies zu deutlichen Benetzungsstörungen der Augen führen: Das sogenannte „Office-Eye-Syndrome“ - eine Herausforderung für Patient und Augenarzt.
Umweltbedingungen (Luftverschmutzung, UV-Strahlung, trockene Hitze, hohe Ozonwerte)
Die These, ob Umwelteinflüsse wie erhöhte Ozoneinwirkungen tatsächlich Ursache "Trockener Augen" sein können, ist umstritten. Im Laborversuch zeigte sich jedoch, dass bereits nach fünf Minuten der Tränenfilm bei hohen Ozonwerten nur noch halb so stabil wie vor der Ozon-Einwirkung war. Auch Schadstoffe, Pollen, Rauch und Abgase, die aus der Luft ins Auge gelangen, schädigen den Tränenfilm. Betroffene sollten bei Sonnenlicht Brillen mit UV-absorbierenden Gläsern und Seitenschutz tragen, wie sie zum Beispiel für Gletschertouren und zum Segeln empfohlen werden. Außerdem können "künstliche Tränen" helfen, ins Auge gelangte Schadstoffe auszuspülen. Gleichzeitig wird das Auge ausreichend befeuchtet. So steht einem unbeschwerten Sommertag im Freien nichts im Wege - trotz Pollenflug, hohen Ozonwerten, intensivem UV-Licht und starkem Luftzugs aus dem Autogebläse, die den Tränenfilm übermäßig reizen.
Hormonelle Veränderungen
In Österreich leiden etwa 10 % der Bevölkerung an "Trockenen Augen", wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind. Dass die weiblichen Hormone eine wichtige Rolle für Knochen, Haut, Herz und Kreislauf spielen, ist inzwischen bekannt. Östrogene und Gestagene können jedoch noch viel mehr: Gemeinsam mit anderen Faktoren sind sie auch für einen intakten Tränenfilm verantwortlich. Veränderungen im weiblichen Hormonhaushalt – hervorgerufen durch die Einnahme von Kontrazeptiva (empfängnisverhütende Mittel), eine Schwangerschaft, die Wechseljahre oder eine Hormonbehandlung in dieser Lebensphase – können daher die Bildung des Tränenfilms stören. Die Folge: Das Auge wird trockener. Auch in diesem Fall können „künstliche Tränen“ helfen.
Allgemeine Erkrankung
Ursache der "Trockenen Augen" können allgemeine Erkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Schilddrüsenerkrankungen oder Rheuma sein. Auch entzündliche Gefäßkrankheiten oder Hauterkrankungen wie Akne oder Neurodermitis können den Tränenfilm stören. Dieser kann ebenfalls durch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Schlafmittel, Betablocker, Mittel gegen Allergien oder Psychopharmaka in seiner Funktion beeinträchtigt werden. Wir raten Ihnen zu einer genauen Diagnose bei Ihrem Augenarzt.
Kontaktlinsen
Gerade Kontaktlinsenträger sollten darauf achten, dass ihre Augen mit ausreichend Tränenflüssigkeit versorgt werden. Da die Hornhaut keine eigenen Blutgefäße besitzt, entnimmt sie den benötigten Sauerstoff vollständig aus der Tränenflüssigkeit. Darum müssen die Linsen im Tränenfilm schwimmen. Lägen sie direkt auf der Hornhaut, wäre deren Versorgung mit Sauerstoff andernfalls nicht gewährleistet. Wer unter "Trockenen Augen" leidet, sollte sich bei der Auswahl der Kontaktlinsen von einem Experten beraten lassen. Achten Sie hierbei auf maßgebliche Eigenschaften hinsichtlich rascher Wasseraufnahme, langsamer Wasserabgabe sowie höchster Sauerstoffdurchlässigkeit. Wenn Sie mit Ihren jetzigen Kontaktlinsen Probleme haben sollten, können neben dem Wechsel der Linsen auch ein anderes Pflegesystem oder eine kürzere Tragezeit die Verträglichkeit wieder verbessern. Darüber hinaus lässt sich durch mehrfaches Nachbenetzen mit "künstlichen Tränen" genügend Tränenfilm für die Linsen herstellen. Kontaktlinsenträger sollten ausschließlich "künstliche Tränen" ohne Konservierungsmittel verwenden, um das Auge zu schonen.
Augenoperationen und LASIK
Bei der Kataraktoperation (Grauer Star) entsteht nur eine kleine Schnittwunde, die schnell verheilt. Diese kann jedoch den Tränenfilm irritieren und zu Symptomen des "Trockenen Auges" führen. Auch bei der operativen Korrektur von Fehlsichtigkeit mit der LASIK-Methode wird die Hornhaut durch das „Abschleifen“ stark beansprucht. Dies führt zu Entzündungsreaktionen und einem meist sehr ausgeprägten "Trockenen Auge". Hier ist es empfehlenswert, eine Zeit lang eine Nachbehandlung mit unkonservierten "künstlichen Tränen" durchzuführen.
Konservierungsmittel in Augentropfen (1)
Konservierungsmittel in Augentropfen können toxische Wirkungen auf die Augenoberfläche haben, insbesondere bei Langzeittherapien. So führt das am häufigsten verwendete Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid beispielsweise zum schnelleren Aufreißen des Tränenfilms (und damit zu einer erhöhten Verdunstung der Tränenflüssigkeit), zu einem starken Anstieg von Entzündungsmediatoren, zum Verlust von Becherzellen, zu reduzierter Muzinproduktion und damit zu schlechterer Tränenfilmqualität. Auch die sogenannte Hornhautstippung (Keratitis superficialis punctata, punktförmige Schäden an der Hornhautoberfläche) kann durch Benzalkoniumchlorid hervorgerufen werden.
"Trockene Augen" im Flugzeug
Die wenigsten Menschen wissen, dass die geringe Luftfeuchtigkeit von nur 5 bis 10 Prozent im Flugzeug - besonders auf Langstreckenflügen - die Augen stark belastet. Ein Mangel an Tränenflüssigkeit lässt diese dann jucken, brennen und rot werden. Um diesen Beschwerden vorzubeugen, sollte man vor der Reise „künstliche Tränen“ in der Apotheke kaufen. Besonders Kontaktlinsenträger sollten die Linsen regelmäßig nachbenetzen, um Probleme auf Langstreckenflügen zu vermeiden.
Nachlassende Tränenproduktion im Alter
Die Tränenproduktion lässt im Alter mehr und mehr nach.
Lidfehlstellungen
Im Falle einer Lidfehlstellung wie z.B. bei einer erschlafften Unterlidkante kann die Tränenflüssigkeit nicht ausreichend am Auge stabilisiert werden. Die Folge ist verstärkter Tränenfluss.
(1) Baudouin C et al., Preservatives in eye drops: The good, the bad and the ugly. Progress in Retinal and Eye Research 2010, 29: 312-334.